Kritik an Entschuldigung von Contergan-Hersteller – Schlagzeilenseite – nordbayern.de

Kritik an Entschuldigung von Contergan-Hersteller

Opferverbände halten Äußerungen für unzureichend – vor 6 Stunden

Berlin – Die Entschuldigung des Contergan-Herstellers Grünenthal ist bei Opferverbänden weltweit auf Kritik gestoßen. „Wir erwarten Taten, und wenn diese Taten nicht folgen, dann bleibt dies nur eine leere Hülse und ein PR-Gag“, sagte die Sprecherin des Bundesverbands Contergangeschädigter. In Deutschland war das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan von 1957 bis 1961 rezeptfrei vertrieben worden, es wurde auch von Schwangeren genommen. Der Wirkstoff Thalidomid führte bei schätzungsweise 10000 Kindern zu Schäden, darunter schwerwiegende Fehlbildungen.

Foto: dpa 

In Deutschland war das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan von 1957 bis 1961 rezeptfrei vertrieben worden, es wurde auch von Schwangeren genommen. Der Wirkstoff Thalidomid führte bei schätzungsweise 10000 Kindern zu Schäden, darunter schwerwiegende Fehlbildungen.

In Deutschland war das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan von 1957 bis 1961 rezeptfrei vertrieben worden, es wurde auch von Schwangeren genommen. Der Wirkstoff Thalidomid führte bei schätzungsweise 10000 Kindern zu Schäden, darunter schwerwiegende Fehlbildungen.

 

Auch Opfervertreter in Großbritannien, Japan und Australien wiesen die Grünenthal-Erklärung als unzureichend zurück.

Der Bundesverband Contergangeschädigter nehme „diese menschliche Rede zur Kenntnis“, sagte Sprecherin Ilonka Stebritz mit Blick auf die Äußerungen von Grünenthal-Chef Harald Stock vom Vortag. Zugleich wies sie darauf hin, dass sich das Pharma-Unternehmen nicht für die Einführung des Medikaments vor rund 50 Jahren entschuldigt habe.

Stock hatte bei der Einweihung eines Contergan-Denkmals in Stolberg erstmals bei den Betroffenen um Entschuldigung gebeten. In Deutschland war das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan von 1957 bis 1961 rezeptfrei vertrieben worden, es wurde auch von Schwangeren genommen. Der Wirkstoff Thalidomid führte bei schätzungsweise 10000 Kindern zu Schäden, darunter schwerwiegende Fehlbildungen. Neben Deutschland leben die meisten Opfer in Großbritannien, Japan, Kanada und Australien.

Auch aus diesen Ländern kam scharfe Kritik. „Wir denken, dass eine echte und aufrichtige Entschuldigung eine ist, die ein tatsächliches Fehlverhalten einräumt“, sagte das britische Contergan-Opfer Nick Dobrik.

Anwälte australischer Opfer nannten die Entschuldigung „erbärmlich“. „Sie ist zu wenig, zu spät und durchsetzt mit weiterer Falschheit“, erklärten die Anwälte. Das lange Schweigen mit einer „stummen Erschütterung“ des Unternehmens zu begründen, sei „beleidigender Unsinn“. Der Konzern habe 50 Jahre lang versucht, die moralischen, juristischen und finanziellen Konsequenzen des Skandals zu umgehen.

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Nach 50 Jahren: Grünenthal entschuldigt sich für Contergan

„Wir haben zulange geschwiegen“ – Weltweit 10.000 Opfer des Schlafmittels

 

Nach 50 Jahren: Grünenthal entschuldigt sich für Contergan

Stolberg (dapd-nrw). Historische Geste: Mehr als fünf Jahrzehnte nach der Contergan-Tragödie hat sich der Pharmakonzern Grünenthal erstmals bei den weltweit 10.000 Opfern des größten deutschen Medizinskandals entschuldigt. „Darüber hinaus bitten wir um Entschuldigung, dass wir 50 Jahre lang nicht den Weg zu Ihnen, von Mensch zu Mensch, gefunden haben“, sagte Grünenthal-Geschäftsführer Harald Stock bei der Enthüllung eines Denkmals am Freitag in Stolberg bei Aachen. „Stattdessen haben wir geschwiegen. Das tut mir leid.“

Tausende schwangere Frauen hatten nach der Markteinführung 1957 das als ungefährlich angepriesene Schlafmittel Contergan geschluckt und Kinder mit Fehlbildungen geboren. Allein in Deutschland waren 5.000 Menschen betroffen. Erst 1961 zog der Stolberger Pharmakonzern Grünenthal das Medikament zurück. Als Folge des Skandals hat die Bundesrepublik Deutschland eines der strengsten Arzneimittelgesetze der Welt. Die rund 2.400 noch in Deutschland lebenden Contergan-Opfer sind inzwischen 50 Jahre und älter.

Bislang hatte das Unternehmen von Verantwortung gesprochen und sein Bedauern ausgedrückt. Das Wort „Entschuldigung“ war aber bislang nicht gefallen, da nach früherer Argumentation des Unternehmens darin das Wort „Schuld“ enthalten ist. Stock sagte bei der bewegenden Veranstaltung, dass Grünenthal bei der Entwicklung von Contergan nach dem damaligen Wissensstand und Kenntnisstand gehandelt habe. „Wir wünschten, es wäre nie geschehen.“ In den vergangenen Jahren habe man bemerkt, wie wichtig Gespräche mit den Betroffenen sein.

Anlass der überraschenden Worte war die Enthüllung des ersten Contergan-Denkmals, das an die Opfer des Medizinskandals erinnern soll. Mehrere Verbände waren dem Ereignis trotz Einladung demonstrativ ferngeblieben, da Grünenthal das bronzene Kunstwerk finanziert hatte. Der Bundesverband Contergangeschädigter sprach von einer „PR-Maßnahme“. Die Initiative für das Denkmal kam von dem betroffenen Johannes Igel aus dem Hunsrück, der das Vorhaben per Bürgerantrag in den Stolberger Stadtrat eingebracht hatte.

Igel nannte Contergan „die größte menschliche Katastrophe in der Nachkriegsgeschichte nach dem Holocaust“. Die Entschuldigung sei an der Zeit gewesen. „Jetzt müssten auch Taten folgen“, sagte Igel der Nachrichtenagentur dapd. Zahlreiche Geschädigte, die häufig verstümmelte Gliedmaßen haben, bräuchten dringend finanzielle Unterstützung.

Das Denkmal, das ein Mädchen ohne Arme auf einem Stuhl sitzend neben einem leeren Stuhl zeigt, hat in einem städtischen Kulturzentrum seinen Platz gefunden. Auf einem Schild steht: „Zur Erinnerung an die Toten und Überlebenden der Contergankatastrophe.“ Zuvor war auch über den Standort des Denkmals und den Zeitpunkt der Einweihung – 50 Jahre nach dem Skandal – heftig diskutiert worden. Manche hatten sich einen prominenteren Ort gewünscht.

Grünenthals Rolle war bislang umstrittenen. Betroffene hatten neben einer Entschuldigung immer wieder mehr Hilfsleistungen von dem Millionenschweren Konzern gefordert. Gegen einen kritischen ARD-Film ging das Unternehmen gerichtlich vor. Nach der Entschuldigung wurden am Freitag in dem Saal kritische Rufe laut. Ein Betroffener warf Grünenthal „fahrlässige Tötung“ vor.

Meldung: Nach 50 Jahren: Grünenthal entschuldigt sich für Contergan – Nachrichten Newsticker – News3 (DAPD) – WELT ONLINE.

dapd