Nationalrat Christian Lohr zum späten «Sorry» der Contergan-Manager
Es ändert nichts, aber es tut gut!
Späte Entschuldigung der deutschen Pharmafirma Grünenthal bei Contergan-Geschädigten. Der Thurgauer Nationalrat Christian Lohr ist einer von ihnen.
Das hat gedauert! 50 Jahre nach dem Contergan-Skandal ringt sich die deutsche Pharmafirma Grünenthal endlich zu einer Entschuldigung durch. Gut 10’000 Kinder kamen wegen des Medikaments mit Missbildungen zur Welt.
Zu ihnen gehört der Thurgauer CVP-Nationalrat Christian Lohr (50). «Die Entschuldigung war längst überfällig», sagt er zu BLICK. Für ihn persönlich ändere sich nichts, darum sei sie für ihn nicht von Bedeutung. «Aber für die ganze Sache ist die Entschuldigung extrem wichtig. Denn die moralische Schuld und Verantwortung liegt bei Grünenthal.»
Bei vielen Contergan-Geschädigten sorgt das späte Sorry für Kritik. Gefordert wird zudem eine grössere finanzielle Entschädigung. Heute erhalten die Betroffenen in Deutschland und der Schweiz nämlich bloss eine Monatsrente von derzeit 255 bis 1152 Euro (vor fünf Jahren gar nur die Hälfte) und seit 2009 eine Sonderzahlung von maximal 3680 Euro pro Jahr.
«Wir sind Mahnmal genug»
Angesichts der Schäden sowie der Pflege- und Therapiekosten sind die Zahlungen weit entfernt von einer Wiedergutmachung. «Die Frage nach höheren Renten oder Entschädigungen muss man deshalb ernsthaft anschauen», so Lohr.
Ihm geht es nicht um Millionenklagen, sondern um die Deckung der Folgeschäden. «Mir geht es gesundheitlich gut. Aber mit dem Alter werden die Folgeschäden spürbarer. Dafür sollte nicht die Allgemeinheit finanziell aufkommen müssen!»
Das in Deutschland eingeweihte Contergan-Denkmal hält er für unnötig. «Wir sind Mahnmal genug für die damalige Leichtfertigkeit der Pharmaindustrie.» Und Mahnung für die «gewaltige Verantwortung» der heutigen Pharma. Lohr: «Ein solcher Skandal darf sich nicht wiederholen!»
Weltweit 10 000 Contergan-Kinder
Aachen (D) – Von 1957 bis 1961 vertrieb die deutsche Firma Grünenthal das Schlafmittel Contergan. Das Medikament hiess in der Schweiz Softenon und wurde auch an Schwangere abgegeben. Ein grosser Fehler! Das Mittel enthielt den Wirkstoff Thalidomid, der für Fehlbildungen bei rund 10000 Kindern weltweit verantwortlich ist.
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